"Das ist nach den brutalen Kürzungen vor zehn Jahren eine grundsätzlich gute Botschaft", kommentiert Thomas Schlickum, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Münster den neuen landesweiten Arbeitslosenreport. Er bemängelt allerdings fehlende Transparenz bei der tatsächlichen Verwendung der Mittel und fordert die Jobcenter zu nachhaltigen Anstrengungen bei der Aktivierung besonders benachteiligter Perso-nen auf.
2019 haben die Jobcenter in NRW für die Wiedereingliederung von Menschen im Hartz-IV-Bezug in den Arbeits-markt 430 Millionen Euro mehr zur Verfügung gehabt als noch 2015. Allerdings gibt das Jobcenter in Münster im-mer noch einen erheblichen Teil der Mittel nicht oder nicht für den eigentlichen Zweck aus: 2.81 Millionen Euro der vom Bund dafür zur Verfügung gestellten Mittel gaben die Jobcenter in Münster nicht für Eingliederungsleis-tungen aus, das ist höchst ärgerlich", sagt Thomas Schlickum.. Zusätzliche 750.000 Euro wurden offiziellen Daten zufolge in die Verwaltungsetats umgeschichtet. "Wir Wohlfahrtsverbände fordern von den Jobcentern mehr Transparenz und weniger Verwaltungs-Umschichtungen", sagt der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege in Münster. Außerdem sei es perspektivisch enorm wichtig, den bis 2019 positiven Trend in der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie nicht abreißen zu lassen.
Auch die Aktivierungsquote ist in Münster in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. 2015 lag die Quote der Langzeitarbeitslosen, die zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt aktiv unterstützt wurden, noch bei 18,6 Prozent, 2019 waren es immerhin schon 23,6 Prozent. "Diese Entwicklung ist zwar auch erfreulich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer längst nicht jeder Mensch im Hartz-IV-System mit einer aktiven Hilfe zur Ein-gliederung in den Arbeitsmarkt unterstützt wird", sagt Thomas Schlickum. Die Freie Wohlfahrtspflege in Münster werde deshalb in ihrem Engagement gerade für die besonders Benachteiligten und Ausgegrenzten nicht nachlas-sen.
Ein weiteres Ergebnis des aktuellen Arbeitslosenreports der Freien Wohlfahrtspflege in NRW ist erschreckend: Just die Personengruppen, die im Sinne des Gesetzes als besonders förderungsbedürftig gelten, nämlich Lang-zeitarbeitslose, ältere Menschen, schwerbehinderte Menschen, Berufsrückkehrende und Geringqualifizierte, wer-den immer noch unterdurchschnittlich bei der Integration ins Arbeitsleben unterstützt.
Um diese besonders förderungsbedürftigen Menschen zu erreichen, sind Fachkräfte mit solider Ausbildung, Er-fahrung und Professionalität gefragt, aber auch Innovationskraft, humanitäre Wertorientierung und eine gute Vernetzung im Sozialraum. "Hier liegen die Stärken der Freien Träger und Wohlfahrtsverbände!", sagt Thomas Schlickum. Die Wohlfahrtspflege kritisiere zu starre konzeptionelle Vorgaben bei der Entwicklung von Maßnah-men sowie Ausschreibungen nach Vergaberecht, bei denen häufig nicht der beste, sondern der billigste Anbieter gewinnt.
Der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege: "Ich freue mich auf eine weitere konstruktive Zusammenarbeit mit dem Jobcenter. Lassen Sie uns gemeinsam Konzepte entwickeln, gemeinsam Maßnahmen planen und ausrei-chend flexible Angebote vorhalten, damit wir 2021 wirklich alle uns zur Verfügung stehenden Mittel effektiv im Sinne der Hilfebedürftigen einsetzen können!"