Erschienen am: 14.02.2024

Auch in Münster und Umgebung haben Betroffene eine Anlaufstelle bei Diskriminierung

In NRW beraten unter dem Dach der Freien Wohlfahrtspflege NRW mittlerweile 42 unabhängige Beratungsstellen in 32 Städten und Kreisen Betroffene von Diskriminierung. Ihren Schwerpunkt legen die Stellen auf rassistische, antisemitische und religiöse Diskriminierung. Menschen, die Diskriminierung erfahren, können sich an eine Beratungsstelle in ihrer Nähe wenden. Die Beratung ist kostenlos, parteilich und vertraulich.

 

Chiara Brüchert und Mohamed Kouras präsentieren den Jahresbericht. Hinweis: Chiara Brüchert ist zum 31. Januar 2024 aus dem Dienst ausgeschieden. Die Stelle bei der Caritas Münster ist derzeit vakant.

„Obgleich weiterhin Lücken in der Versorgung bestehen, bedeutet die Angebotsausweitung auf 42 Stellen in den vergangenen Jahren eine erhebliche Angebotsverbesserung für von Diskriminierung betroffene Menschen in NRW. Ziel ist eine flächendeckende und wohnortnahe Infrastruktur“, sagt Christian Woltering, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW.

„Mit dem Jahresbericht wollen wir Beratungsstellen des Netzwerks ada.nrw Diskriminierung sichtbar machen und auch die Möglichkeiten und Grenzen unserer Beratungsarbeit aufzeigen“, sagt Mohamed Kouras, Berater in der Beratungsstelle für Antidiskriminierung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Münster. „Unsere Hoffnung ist, dass wir damit langfristig Verbesserungen anstoßen können, um die Rechte der von Diskriminierung betroffenen Menschen durchzusetzen, aber ebenso im gesellschaftlichen Umgang mit Diskriminierung und bei unseren Arbeitsbedingungen.“
Im Jahr 2022 sind NRW-weit 549 Beratungsfälle abgeschlossen worden. Der häufigste Beratungsanlass war mit 67,9 Prozent Rassismus, besonders häufig traten hierbei anti-muslimischer und anti-Schwarzer Rassismus auf. Auch die Staatsangehörigkeit und der Aufenthaltsstatus waren in diesem Zusammenhang häufige Diskriminierungsgründe. Die Diskriminierungen mit Bezug zur Staatsangehörigkeit oder dem Aufenthaltsstatus fanden mit 41,5 Prozent überdurchschnittlich häufig in Behörden statt.


Auch über alle Beratungsfälle hinweg hat das ADA.NRW-Netzwerk am häufigsten zu Diskriminierung durch die öffentliche Verwaltung und andere staatliche Stellen, insbesondere Schulen und Ausländerbehörden, beraten. „Eine besondere Schwierigkeit ist hier, dass Diskriminierungen durch öffentliche Stellen zwar durch Artikel 3 des Grundgesetzes verboten sind, der erweiterte Diskriminierungsschutz durch das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) hier jedoch nicht greift. Das erschwert die Möglichkeiten in der Beratung dieser Fälle. In NRW sollte die Stärkung des Diskriminierungsschutzes in öffentlichen Stellen deshalb im Rahmen eines Landesantidiskriminierungsgesetzes erfolgen.“ so Chiara Brüchert, Beraterin in der Beratungsstelle für Antidiskriminierung des Caritasverbands für die Stadt Münster.

In Münster gibt es seit 2020 in Kooperation von DRK und Caritas eine Beratungsstelle gegen Diskriminierung. Sie berät unabhängig und vertraulich Menschen, die von jeglichen Formen von Diskriminierung betroffen sind. Dabei steht nicht nur die Einzelfallberatung im Fokus, sondern auch die psychosoziale Begleitung und Empowermentarbeit mit den Betroffenen. Das Team der Beratungsstelle bestand seit 2023 aus Mohamed Kouras vom DRK (cis-männlich, PoC) und Chiara Brüchert vom Caritasverband (cis-weiblich, afrodeutsch/ Schwarz).
„Wenn Sie Diskriminierung erlebt haben, oder vermuten, dass Menschen in Ihrem Umfeld Diskriminierung erleben, oder wenn Sie Fragen zu unserer Arbeit haben, können Sie sich gerne an uns wenden“, so Brüchert und Kouras. Auch Organisationen, Vereine oder Bildungsinstitutionen, die sich diskriminierungssensibler aufstellen möchten, können sich an die Beratungsstelle wenden.

Hinweis: Chiara Brüchert ist zum 31. Januar 2024 aus dem Dienst bei der Caritas Münster ausgeschieden. Die Stelle ist derzeit vakant.