PRESSEMITTEILUNG Erschienen am: 26.10.2023
Münster bleib sozial!
Aufruf der AG Wohlfahrt zur Kundgebung am 08. November 2023 auf dem Münsteraner Prinzipalmarkt
Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Münster ruft zur Rettung der sozialen Infrastruktur in der Stadt auf. Anlässlich der Sitzungen des Rats der Stadt Münster und seines Hauptausschusses am Mittwoch, 8. November, findet ab 16 Uhr vor dem Münsteraner Rathaus die Kundgebung „Münster bleib sozial“ statt. Denn: Wichtige soziale Angebote in Münster sind von Kürzungen bedroht.
In Düsseldorf demonstrierten Ende Oktober bereits 25.000 Menschen vor dem Landtag für ein soziales NRW. Auch in zahlreichen anderen Städten gehen soziale Organisationen auf die Straße, um auf die desaströse Lage aufmerksam zu machen.[1]
Massive Kürzungen trotz steigender Nachfrage
Gesellschaftliche Herausforderungen nehmen angesichts von Unsicherheiten und Umbrüchen zu. Die Nachfrage nach sozialen Angeboten und Hilfen steigt. Demgegenüber drohen massive Kürzungen im Bundeshaushalt, Preissteigerungen bilden sich nicht im Landeshaushalt ab, eine auskömmliche Finanzierung auf kommunaler Ebene bleibt aus.
Warnung vor Katastrophe für die soziale Infrastruktur
Die Befunde einer jüngst von AWO, Paritätischem Wohlfahrtsverband und der Diakonie Deutschland durchgeführten Umfrage[2], an der sich mehr als 2.700 gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen aus dem gesamten Spektrum sozialer Arbeit beteiligten, zeigen, dass durchschnittlich eine Kostensteigerung von 16 Prozent seit Anfang 2022 zu verzeichnen ist. Die Ergebnisse belegen auch, dass in der Praxis kaum ein Weg unversucht bleibt, aus eigenen Kräften die schwierige finanzielle Lage zu bewältigen. 65 Prozent der Befragten gehen davon aus, kurzfristig Angebote und Leistungen weiter reduzieren zu müssen – wenn sie nicht bereits reduziert worden sind.
Die Wohlfahrtsverbände warnen, dass sich eine Katastrophe für die soziale Infrastruktur anbahne, dadurch dass mit erheblichen quantitativen und qualitativen Einschränkungen gerechnet werden müsse.
Betroffene brauchen verlässliche soziale Angebote
Die Leidtragenden sind z.B.:
- Menschen, die keinen Kita-Platz, keine Ganztagsbetreuung für Schulkinder oder keinen Pflegeplatz für Eltern finden.
- Chronisch kranke oder behinderte Menschen, für die es keinen Therapieplatz gibt.
- Menschen, die monatelang in einer Sammelunterkunft leben müssen, weil sie keine Wohnung finden, oder die ein halbes Jahr auf eine Schuldnerberatung warten müssen.
- Menschen, die an einer Sucht leiden oder psychische Probleme haben.
- Die Beispiele sind vielfältig; dahinter verbergen sich immer persönliche Schicksale und konkrete Hilfebedarfe, die eine soziale Antwort erfordern.
Strukturelle Unterfinanzierung in Münster
In Münster ist zudem die zwischen der Stadt und den Wohlfahrtsverbänden getroffene Vereinbarung zur „kostendeckenden Gesamtfinanzierung“ nicht mehr gewährleistet. Ohne eine Überprüfung und Neuausrichtung der existierenden Förderpraxis werden sich freie Träger aus Angeboten zurückziehen müssen, da sie die stetig wachsenden Eigenmittelbedarfe nicht mehr erfüllen können.
Stabile soziale Infrastruktur ist systemrelevant
Eine Reduzierung der Öffnungszeiten, Schließung von Angeboten und drohende Insolvenzen hätten enorme Konsequenzen für die gesellschaftliche Teilhabe und den Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft. Eine schleichende Auflösung der sozialen Infrastruktur würde hohe soziale Folgekosten verursachen. Deswegen muss diese unbedingt verhindert werden.
[1] Siehe Pressemitteilung der Freie Wohlfahrtspflege NRW: 25.000 Menschen für ein soziales NRW.
Politik muss endlich handeln. Kundgebung der Freie Wohlfahrtspflege NRW vor dem Landtag, v. 10.10.2023. URL: https://www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de/presse/detail/25000-menschen-fuer-ein-soziales-nrw (abgerufen am 25.10.2023).
[2] Vgl. AWO / Der Paritätische / Diakonie Deutschland (Hrsg.) (2023): Soziale Angebote in Gefahr. Umfrage zur finanziellen Lage der sozialen Arbeit. URL: https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Pressmitteilung_PDF/umfrage_soziale-angebote-in-gefahr_2023.pdf (abgerufen am 25.10.2023).