Erschienen am: 18.01.2024

Wie Bürokratie Staat und Klienten schädigt

Zwei Fälle aus der Schuldnerberatung der Caritas Münster

Münster. Mit den Tücken der Bürokratie haben Caritas-Mitarbeitende in den Sozialen Beratungsdiensten im Dienst für ihre Klienten oft zu tun. Dass dies dazu führen kann, dass sowohl der Staat als auch Klienten geschädigt werden, schildert Schuldnerberaterin Bernadette Huesmann.

Viel Papier produziert Bürokratie in Deutschland und schadet damit bisweilen nicht nur ärmeren Menschen, sondern auch dem Staat.

Im vorliegenden Fall war die 14-jährige Tochter einer Familie zu einer Tante gezogen. Der Vater hatte das Kindergeld an seine Schwester überwiesen. Nach rund zwei Jahren meldete sich die Familienkasse bei dem Vater und forderte 6000 Euro Kindergeld zurück. „Dabei hätte auch der Tante das Kindergeld zugestanden, weil dort der Lebensmittelpunkt des Kindes gewesen ist“, erläutert Bernadette Huesmann. Der Vater suchte verzweifelt bei der Caritas Hilfe. Ein eingelegter Widerspruch verlief erfolglos. Auf den Gang zum Sozialgericht verzichtete der Vater, stattdessen bot er der Familienkasse eine Rückzahlung in Raten von monatlich 200 Euro an. „Die Familienkasse akzeptiert aber keine Ratenzahlung“, berichtet Bernadette Huesmann.

Angesichts der hohen Forderung blieb dem Bürgergeld-Bezieher nichts anders übrig, als einen Insolvenzantrag zu stellen. „Dabei bleibt der Staat neben der Kindergeld-Summe auch auf den Gerichts- und Verfahrenskosten von etwa 2500 Euro hängen: Schaden insgesamt 8500 Euro“, berichtet die Schuldnerberaterin der Caritas Münster.

In einem anderen Fall war eine Mutter davon ausgegangen, dass sie als Bürgergeld-Bezieherin keine GEZ-Gebühren zahlen muss. „Das stimmt auch“, sagt Bernadette Huesmann. Was die Frau nicht wusste: Dafür muss ein Antrag gestellt werden. „Auch hier kam wieder eine Rückforderung ins Spiel, was dazu führte, dass die Frau ebenfalls einen Antrag auf Insolvenz stellen musste. „In all diesen Fällen führt dies dazu, dass die Menschen unter anderem wegen ihres negativen Schufa-Eintrags nur sehr schwer eine Wohnung finden können“, nennt die Schuldnerberaterin ein Beispiel zu den verheerenden Konsequenzen, wenn sich Menschen trotz guten Willens nicht mehr entschulden können.