Erschienen am: 17.02.2025
„Freiheit bedeutet, eigene Wege gehen zu können“
Vor der Wahl: 97-Jährige berichtete als Zeitzeugin vor Pflegeschülern
Münster. „Gehen Sie in das Gespräch mit anderen, tauschen Sie sich aus. Sonst kann es mit dem Miteinander nicht funktionieren.“ Eindringlich der Appell von Zeitzeugin Margot Beckmann vor rund 60 Schülern und Schülerinnen der Pflegeschule der Caritas Münster. Die Bildungseinrichtung hatte die 97-jährige Zeitzeugin im Rahmen der Demokratie-Kampagne „Mensch Münster! Lebe Freiheit!“ von Bistum, BDKJ und Caritas eingeladen.

Margot Beckmann mit dem stellvertretenden Leiter der Pflegeschule, Philipp Stegemann, Interviewerin Miriam Deimel und Thomas Jansen, Leiter der Pflegeschule (von links).
Wie wichtig Demokratie und Freiheit sind - Margot Beckmann hat es am eigenen Leib erfahren. „Als junges Mädchen habe ich in Schlesien erleben müssen, wie das Hab und Gut eines jüdischen Kaufmanns zerschlagen worden ist oder ein jüdischer Arzt nicht mehr praktizieren durfte. „Ich war schockiert! “Ende der 30er Jahre und Anfang der 40er Jahre seien diese Menschen dann verschwunden gewesen. „Wir wissen, seit Ende der Nazi-Diktatur, welches Schicksal sie hatten.“
Nach dem Krieg flüchtete die junge Frau nach Wittenberg in der DDR. Dort erlebten sie und ihre Familie Anfeindungen, weil ihr Mann als gelernter Uhrmacher dem Mittelstand angehörte und sie in die evangelische Kirche gingen. 1961 flüchtete die Familie mit drei Kindern deshalb in den Westen, kam nach Schöppingen. „Als wir über der Grenze waren, haben wir aufgeatmet. Wir konnten neu anfangen.“
Die jetzige Zeit könne ihr durchaus Angst machen, berichtete die Bewohnerin des Kardinal-von-Galen-Stiftes der Caritas Münster. „Wir sind selbst vertrieben worden und erleben das auf der ganzen Welt.“ Umso wichtiger sei es, seine eigene Meinung zu vertreten. „Ich habe Kinder, Enkel und Urenkel. Sie sollen auch in Zukunft in Frieden leben.“ Sie sei sehr froh in einer funktionierenden Demokratie zu leben.
Freiheit bedeute für sie, eigene Weg gehen zu können. Damit das möglich werde, brauche es Wahlmöglichkeiten. „Im Nationalsozialismus sind wir mit Propaganda indoktriniert worden.“ Umso wichtiger sei es zur Wahl zu gehen. „Ihr Stimme zählt“, rief die Zeitzeugin den jungen Menschen abschließend zu.